Die totale
Sonnenfinsternis am
11. August 1999
Die Wetterprognosen für den 11. August,
den Tag der totalen Sonnenfinsternis, waren gut, vor allem für das
Saarland. Aber leider hielt sich das Wetter nicht an die Prognosen!
Schuld an dem schlechten Wetter über dem Saarland und in Süddeutschland
war offenbar eine Kaltfront aus Frankreich, die eigentlich schon einen
Tag früher hätte durchziehen sollen.
Schon frühzeitig waren wir nach Differten zum Kollegen Willi Eisenbarth
gefahren. Bis 11 Uhr hatten wir unsere Beobachtungsgeräte im "Häsfeld"
aufgebaut, einer freien Fläche zwischen Differten und Berus, nur etwa 3
km von der französischen Grenze entfernt. Der Himmel war zu etwa 80 %
bedeckt und nur zu 20 % wolkenfrei. Das Wetter sorgte also für
Spannung! Allerdings konnten wir die zunehmende Bedeckung der
Sonne durch den Mond immer wieder beobachten und fotografieren. Meist
bildeten die Wolken einen natürlichen Filter, so dass die
Finsternisbrillen nur selten gebraucht wurden.
Schon um 11 Uhr begann Andreas Steffen damit, alle 10 Minuten die Lufttemperatur zu messen. Der
Wechsel von Sonnen und Wolken beeinträchtigte die Messungen ein wenig,
aber er stellte bis zur totalen Finsternis einen Temperaturabfall von
etwa vier Grad fest (vgl. Diagramm1).
Thomas Steffen hatte eine eine handelsübliche Solarzelle direkt an ein
Amperemeter angeschlossen. Die dabei gemessene Kurzschlussstromstärke
ist ein direktes Maß für die Helligkeit
des einfallenden Lichtes. Wie
nicht anders zu erwarten, ergab sich ein allmählicher Abfall der
Helligkeit. Das Diagramm 2 zeigt die gemessenen Stromstärken ebenfalls
im Zeitraum zwischen 11 Uhr und 13 Uhr.
Man erkennt deutlich, dass die Helligkeit, von den Schwankungen durch
die wechselnde Bewölkung einmal abgesehen, ziemlich kontinuierlich
abnahm. Wir als Beobachter bemerkten die Abnahme der Helligkeit
zunächst nicht. Das Auge glich die Abnahme der Umgebungshelligkeit
durch eine Öffnung der Pupille aus. Erst wenige Minuten vor der totalen
Finsternis erschien das Licht merkwürdig fahl, so ähnlich wie bei der
Abenddämmerung. Die Sonne konnte immer wieder als Sichel beobachtet und
fotografiert werden. Kurz vor 12:29 erschien sie als ganz schmale
Sichel.
Foto: W. Steffen
Zwischen 12:29 und 12:31 Uhr, den entscheidenden Minuten der totalen
Finsternis hatten wir im Gegensatz zu vielen anderen Beobachtern im
Saarland großes Glück. Eine Wolkenlücke gab den Blick auf die zunächst
noch extrem schmale Sonnensichel frei. Innerhalb weniger Sekunden wurde
es fast völlig dunkel, so als würde das Licht mit einem Dimmer
abgeschaltet. Thomas schrie: "Da, der Diamantring!". Dann sah man schon
die Sonnenkorona aufleuchten Die Sonnenkorona ist die äußerste Gashülle
der Sonne. Sie erstreckt sich weit in den Raum hinein und wird
normalerweise durch die viel hellere Sonne überstrahlt.
Foto: W. Steffen
Für zwei Minuten sahen wir nun die Korona am Himmel leuchten. Es war
herrlich. Jeder machte schnell ein paar Fotos und genoss die kurze,
kostbare Zeit.
Wir waren alle überrascht, wie schnell die zwei Minuten der totalen
Finsternis vergangen waren. Der Verstand sagte, dass es zwei Minuten
dunkel gewesen war, aber das subjektive Zeitempfinden gaukelte eine
Zeitspanne von weniger als einer Minute vor.
Foto: Thomas Rückher
Die Sonne blitzte an einer Ecke hinter dem Mond hervor
(Diamantringeffekt beim dritten Kontakt), sehr schnell wurde es wieder
hell. Es gelang noch ein letztes Foto der schmalen Sonnensichel, bevor
eine geschlossene Wolkendecke aufzog. Wir führten unsere Messungen der
Lufttemperatur und der Helligkeit noch bis 13 Uhr durch, dann begannen
wir mit dem Abbau unser Beobachtungsgeräte.
Foto: Pankuweit
Als wir abends die Fernsehberichte aus Saarbrücken oder aus Stuttgart
sahen, wurde uns erst bewusst, wie viel Glück wir an diesem Tag gehabt
hatten. Es war ein aufregender Tag, den wir so schnell nicht vergessen
werden. Die Welt war nicht untergegangen, denn die Naturgesetze, nach
denen das kosmische Schauspiel sekundengenau vorausberechnet worden
war, stimmen offenbar mit höchster Präzision.
Sind Sie auf den Geschmack gekommen und wollen weitere
Sonnenfinsternisse (leider nur partielle) erleben. Hier sind die nächsten Termine für Beobachtungen:
29. März 2025, gegen 12 Uhr
12. August 2026, gegen 19 bis 21 Uhr
2. August 2027, gegen 10 bis 12 Uhr
26. Januar 2028, gegen 16 bis 17 Uhr
Zum Schluss kommen noch zwei eigene
Fotos von partiellen Sonnenfinsternissen.

partielle Sonnenfinsternis vom 10. Mai
1994

partielle Sonnenfinsternis vom 31. Mai
2003