Vom
Mittelalter zur Neuzeit
Vom Mittelalter bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts spielte das
Rittergeschlecht der Freiherrn von Hagen zur Motten eine bedeutende
Rolle. Diese hatten ihren Stammsitz im Gebiet der Pfarrei Lebach und
waren Lehnsträger des Bischofs und Kurfürsten von Trier. Zwei der
Freiherren liegen in der Kirche begraben. Ihre Grabplatten sind an der
inneren Rückwand der Kirche angebracht.
Die ersten Priester für Lebach wurden im Chorherrenstift Fraulautern
ausgebildet. Dieses Stift hatte auch das Vorschlagsrecht für die
Besetzung der Pfarrstelle. Im 12. Jahrhundert wurde das Stift in ein
adeliges Frauenstift umgewandelt, danach stellte die
Prämonstratenserabtei Wadgassen die Pfarrer für Lebach.
Im 30-jährigen Krieg erlitt Lebach starke Verwüstungen: 1630 wurde der
Ort geplündert, Pfarrhaus und Kirche ausgeraubt, die Chorfenster
zerschlagen; die gesamte Lebacher Bevölkerung verarmte. Auch das
religiöse Leben nahm immer mehr ab. Erst 1657, zehn Jahre nach dem
Krieg, wurde der Hochaltar wieder neu geweiht. In der Zwischenzeit
fanden die Gottesdienste in einer Kirchenscheune statt.
Erst im 18. Jahrhundert erlebte die Pfarrei einen neuen Aufschwung: Die
Pfarrbücher wurden neu angelegt, Pfarrhaus und Kirche restauriert, neue
Chorfenster eingesetzt und kostbare liturgische Geräte für die Feier
des Gottesdienstes angeschafft, aber bei einem Einbruch in die Kirche
im Jahr 1717 wurden viele kostbare Geräte gestohlen. Raub und
Plünderungen brachten die Zeit der Französischen Revolution und die
napoleonische Zeit. 1802 wurde das gesamte Kirchenvermögen eingezogen
oder geraubt, so dass es zeitweise nicht mehr möglich war,
Gottesdienste zu feiern. 1869 wurde Lebach mit 16 Pfarreien zum Dekanat
erklärt. Seit 2011 bildet Lebach zusammen mit Aschbach, Landsweiler,
Steinbach und Thalexweiler eine Pfarreien gemeinschaft im Dekanat
Dillingen. Im Jahr 2017 wird eine neue Raumgliederung im Bistum Trier
diskutiert, wonach es größe re Verwaltungseinheiten geben soll; am Ende
soll es im Bistum Trier dann nur noch
35 Pfarreien geben.
Die Kirchengebäude
Die Geschichte der Lebacher Kirchengebäude hat Pfarrer Karl Kiefer in
der Festschrift aus dem Jahr 1950 zur Feier des 1000-jährigen Bestehens
der Pfarrei Lebach dargestellt: „Die erste Lebacher Pfarrkirche war ein
romanischer Bau aus dem 9. Jahrhundert. Da sie im Laufe der Zeit den
Anforderungen nicht mehr genügte, trat an ihre Stelle im 13.
Jahrhundert unter Beibehaltung des romanischen Turms eine gotische
Kirche. Beide Kirchen waren der Gottesmutter Maria geweiht. Ein
Visitationsbericht aus dem Jahr 1657 findet auch diese Kirche wieder in
einem baulich schlechten Zustand. Auch das Pfarrhaus war unbewohnbar.
Der vorangegangene 30jährige Krieg hatte auch über Lebach viel Unglück,
Vernichtung, Seuchen und großes Sterben gebracht. Ein großer Teil des
Dorfes war völlig niedergebrannt. Es dauerte sehr lange, bis man an die
Restaurierung der Pfarrkirche denken konnte. Erst 1770 ging man an die
Arbeit. Den alten romanischen Turm und das gotische Chor ließ man
stehen und verband beide durch ein neues Schiff im ‚Scheunenstil‘. So
blieb die Kirche bis zum Jahr 1881.“
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Die
Lebacher Pfarrkirche vor 1881 (links) und um 1930 (rechts); Archiv Egon
Gross
1825 wurde Christian Geller Pfarrer in
Lebach und wirkte hier 38 Jahre. Bereits im Jahre 1829 ließ er die
erste Sakristei an die Kirche anbauen. Er schuf die Voraussetzungen,
dass Dechant Jakob Schneider 1881 die alte Kirche und den über 1000
Jahre alten romanischen Turmes abtragen und die heutige Kirche als
neugotische Hallenkirche erbauen ließ; die neue Kirche wurde am 01.
Oktober 1883 geweiht. 12 Jahre später, während eines schweren
Sommergewitters im Jahre 1895, riss der Turm ab, stürzte auf das Dach
und zerstörte das Gewölbe. Dabei wurde auch die Orgel zertrümmert. Die
Kirche wurde zunächst polizeilich gesperrt, aber in weniger als einem
Jahr war sie dank der Spendenfreudigkeit der Bevölkerung schon wieder
aufgebaut.
Im Rahmen der ersten Ortskernsanierung im Jahr 1935 wurden mehrere
Häuser vor dem Turmeingang abgerissen und die heutige Treppenanlage
gebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg musste der baufällige Turm 1967
durch einen neuen ersetzt werden; eine größere Sakristei wurde
angebaut. Eine aus heutiger Sicht unüberlegte Umgestaltung des
Innenraums der Kirche in den 50iger Jahren führte dazu, dass der
neugotische Flügelaltar, die Kanzel, die holzgeschnitzte Kommunionbank
und viele wertvolle Holzfiguren für die Kirche unwiderruflich verloren
gingen.
Eine gelungene Grundsanierung der Kirche geschah in den 80iger-Jahren
unter Pfarrer Tilmann Haag. Die Heizung wurde eingebaut, das Mauerwerk
trocken gelegt und ein neuer Fußboden geschaffen. Die Ausmalung im
neugotischen Stil, die Errichtung eines neugotischen Hochaltars aus
Tuffstein (gebraucht erworben in Plaidt/Eifel), die Neugestaltung des
Chores und der Taufkapelle und die Restaurierung der übriggebliebenen
Figuren rundeten die Innenrenovierung ab. Im Oktober 1983 erstrahlte
die Kirche in neuem Glanz.
Am 22.10.1987 wurde die neue Orgel geweiht und ihrer Bestimmung
übergeben. Mit ihren 36 Registern und drei Manualen erklingt die Orgel
nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch bei den jährlich
stattfindenden Orgelkonzerten.
Unter Pfarrer Tilmann Haag entstand in den 80iger Jahren auch das neue
Pfarrzentrum mit Kindergarten und geräumigem Pfarrheim. In den Jahren
2013 und 2014 wurde das Pfarrhaus umgebaut und renoviert. Das Gebäude
aus dem Jahre 1775 ist im Barockstil erbaut und steht unter
Denkmalschutz. Seit Dezember 2013 ist Hermann Zangerle der
hauptamtliche Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Lebach.
Zum Pfingstfest 2017 wurde ein neues Kirchenportal eingebaut; dabei
wurden die früheren Beschläge und die bleiverglasten Ornamentfenster
noch verwendet. Das neue Portal lehnt sich stark an die ursprüngliche
Form aus der Erbauerzeit Ende des 19. Jahrhunderts an.

eingestürzter
Kirchturm 1895; Archiv Egon Gross |

Lebacher Mayer-Orgel; Foto: W.
Steffen |

neues Kirchenportal 2017; Foto:
Dieter Lorig |
Markantes Wahrzeichen der Lebacher Innenstadt: die katholische Pfarrkirche; beide Fotos: W. Steffen
Dieser Text wurde von mir im Jahr 2017 für die
kleine Festschrift "30 Jahre Lebacher-Mayer-Orgel" geschrieben.
Quellen:
1) Johannes Dillinger: Von der
Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert – Die
Geschichte der Stadt Lebach. Dillingen: Krüger Druck und Verlag GmbH,
2016
2) Klaus Groß: Die Pfarrkirche
zu Lebach, kleiner Kirchenführer als
Faltblatt, 1992.
3) Karl Kiefer: Aus der
Geschichte der Pfarrei Lebach. In: Festschrift
„1000 Jahre Pfarrei Lebach“. Lebach, 1950, S. 11–17
4) Benno Müller: Das barocke
Pfarrhaus in Lebach, Kalenderblatt
Dezember 2008. In: Historischer Kalender Lebach, 2008
5) Benno Müller: Katasteramt
Lebach, Kalenderblatt Oktober 1997. In:
Lebacher Historischer Kalender, 1997
6) Albert Wagner: Katholische
Pfarrkirche Lebach, Kalenderblatt Juni
2009. In: Historischer Kalender Lebach, Lebach, 2009
7) Pfarreiengemeinschaft
Lebach: Geschichte der Pfarrkirche Lebach.
http://www.pg-lebach.de/wir-ueber-uns/unsere-kirchen/lebach.html
[Stand: 07.04.2017]
8) Josef Theobald (2015): Die
Christianisierung der Saargegend.
http://rodena.org/die-christianisierung-der-saargegend [Stand:
07.04.2017]