Geschichte der Pfarrei Lebach

Die Anfänge

Zur Zeit der Römer lag Lebach am Schnittpunkt wichtiger Römerstraßen. Die Villen „Auf den Erdhäusern“ und „Weinheck“ sowie zwei dazugehörige Friedhöfe deuten auf eine dichte Besiedlung in dieser Zeit hin. Wann der christliche Glaube nach Lebach kam, lässt sich nicht genau datieren. Im 6. Jahrhundert war im Raum St. Wendel der Mönch Wendelinus missionarisch tätig, im 7. Jahrhundert wurden die Abteien Tholey und Mettlach gegründet und im 9. Jahrhundert wurden, durch karolingische Gesetzgebung verordnet, auch in der Saargegend zunehmend Pfarreien gegründet. Man darf daher die Gründung der Pfarrei Lebach in diesem Zeitraum vermuten. Die erste sichere Nachricht über eine Pfarrei Lebach erhalten wir aus der Urkunde des Trierer Erzbischofs Ruobertus (931–956), die eine Liste von Pfarreien aus der Umgebung von Mettlach enthält. Darin werden die Mitglieder dieser Pfarreien zu einer alljährlichen Wallfahrt zum Grab des hl. Liutwin (heutige Schreibweise Lutwinus) in Mettlach verpflichtet.

Dieses ursprüngliche Dokument liegt heute nicht mehr vor, es existiert aber das Originaldokument einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Theoderich II. von Wied (Amtszeit 1212-1242) aus dem Jahr 1222, in der die früheren Regelungen des Ruobertus über die Wallfahrten nach Mettlach bestätigt werden. Neben Lebach (damals Leibach) sind beispielsweise Knorscheid, Bettingen, Limbach, Roden, Losheim, Wadrill, Nunkirchen oder Roden als Pfarreien genannt. Die Pfarrei Lebach kann somit auf eine über tausend-jährige Geschichte zurück blicken.

Auszug aus Wallfahrtsliste

Ausschnitt aus der Wallfahrtsliste des Erzbischofs Theoderich Quelle: http://www.fremersdorf.de/typo3/institutionen/kirche/geschichte/ [11.07.2017]

Vom Mittelalter zur Neuzeit

Vom Mittelalter bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts spielte das Rittergeschlecht der Freiherrn von Hagen zur Motten eine bedeutende Rolle. Diese hatten ihren Stammsitz im Gebiet der Pfarrei Lebach und waren Lehnsträger des Bischofs und Kurfürsten von Trier. Zwei der Freiherren liegen in der Kirche begraben. Ihre Grabplatten sind an der inneren Rückwand der Kirche angebracht.

Die ersten Priester für Lebach wurden im Chorherrenstift Fraulautern ausgebildet. Dieses Stift hatte auch das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrstelle. Im 12. Jahrhundert wurde das Stift in ein adeliges Frauenstift umgewandelt, danach stellte die Prämonstratenserabtei Wadgassen die Pfarrer für Lebach.
Im 30-jährigen Krieg erlitt Lebach starke Verwüstungen: 1630 wurde der Ort geplündert, Pfarrhaus und Kirche ausgeraubt, die Chorfenster zerschlagen; die gesamte Lebacher Bevölkerung verarmte. Auch das religiöse Leben nahm immer mehr ab. Erst 1657, zehn Jahre nach dem Krieg, wurde der Hochaltar wieder neu geweiht. In der Zwischenzeit fanden die Gottesdienste in einer Kirchenscheune statt.

Erst im 18. Jahrhundert erlebte die Pfarrei einen neuen Aufschwung: Die Pfarrbücher wurden neu angelegt, Pfarrhaus und Kirche restauriert, neue Chorfenster eingesetzt und kostbare liturgische Geräte für die Feier des Gottesdienstes angeschafft, aber bei einem Einbruch in die Kirche im Jahr 1717 wurden viele kostbare Geräte gestohlen. Raub und Plünderungen brachten die Zeit der Französischen Revolution und die napoleonische Zeit. 1802 wurde das gesamte Kirchenvermögen eingezogen oder geraubt, so dass es zeitweise nicht mehr möglich war, Gottesdienste zu feiern. 1869 wurde Lebach mit 16 Pfarreien zum Dekanat erklärt. Seit 2011 bildet Lebach zusammen mit Aschbach, Landsweiler, Steinbach und Thalexweiler eine Pfarreien gemeinschaft im Dekanat Dillingen. Im Jahr 2017 wird eine neue Raumgliederung im Bistum Trier diskutiert, wonach es größe re Verwaltungseinheiten geben soll; am Ende soll es im Bistum Trier dann nur noch
35 Pfarreien geben.

Die Kirchengebäude

Die Geschichte der Lebacher Kirchengebäude hat Pfarrer Karl Kiefer in der Festschrift aus dem Jahr 1950 zur Feier des 1000-jährigen Bestehens der Pfarrei Lebach dargestellt: „Die erste Lebacher Pfarrkirche war ein romanischer Bau aus dem 9. Jahrhundert. Da sie im Laufe der Zeit den Anforderungen nicht mehr genügte, trat an ihre Stelle im 13. Jahrhundert unter Beibehaltung des romanischen Turms eine gotische Kirche. Beide Kirchen waren der Gottesmutter Maria geweiht. Ein Visitationsbericht aus dem Jahr 1657 findet auch diese Kirche wieder in einem baulich schlechten Zustand. Auch das Pfarrhaus war unbewohnbar. Der vorangegangene 30jährige Krieg hatte auch über Lebach viel Unglück, Vernichtung, Seuchen und großes Sterben gebracht. Ein großer Teil des Dorfes war völlig niedergebrannt. Es dauerte sehr lange, bis man an die Restaurierung der Pfarrkirche denken konnte. Erst 1770 ging man an die Arbeit. Den alten romanischen Turm und das gotische Chor ließ man stehen und verband beide durch ein neues Schiff im ‚Scheunenstil‘. So blieb die Kirche bis zum Jahr 1881.“

Kirche vor 1881 Kirche um 1930

Die Lebacher Pfarrkirche vor 1881 (links) und um 1930 (rechts); Archiv Egon Gross

1825 wurde Christian Geller Pfarrer in Lebach und wirkte hier 38 Jahre. Bereits im Jahre 1829 ließ er die erste Sakristei an die Kirche anbauen. Er schuf die Voraussetzungen, dass Dechant Jakob Schneider 1881 die alte Kirche und den über 1000 Jahre alten romanischen Turmes abtragen und die heutige Kirche als neugotische Hallenkirche erbauen ließ; die neue Kirche wurde am 01. Oktober 1883 geweiht. 12 Jahre später, während eines schweren Sommergewitters im Jahre 1895, riss der Turm ab, stürzte auf das Dach und zerstörte das Gewölbe. Dabei wurde auch die Orgel zertrümmert. Die Kirche wurde zunächst polizeilich gesperrt, aber in weniger als einem Jahr war sie dank der Spendenfreudigkeit der Bevölkerung schon wieder aufgebaut.

Im Rahmen der ersten Ortskernsanierung im Jahr 1935 wurden mehrere Häuser vor dem Turmeingang abgerissen und die heutige Treppenanlage gebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg musste der baufällige Turm 1967 durch einen neuen ersetzt werden; eine größere Sakristei wurde angebaut. Eine aus heutiger Sicht unüberlegte Umgestaltung des Innenraums der Kirche in den 50iger Jahren führte dazu, dass der neugotische Flügelaltar, die Kanzel, die holzgeschnitzte Kommunionbank und viele wertvolle Holzfiguren für die Kirche unwiderruflich verloren gingen.
Eine gelungene Grundsanierung der Kirche geschah in den 80iger-Jahren unter Pfarrer Tilmann Haag. Die Heizung wurde eingebaut, das Mauerwerk trocken gelegt und ein neuer Fußboden geschaffen. Die Ausmalung im neugotischen Stil, die Errichtung eines neugotischen Hochaltars aus Tuffstein (gebraucht erworben in Plaidt/Eifel), die Neugestaltung des Chores und der Taufkapelle und die Restaurierung der übriggebliebenen Figuren rundeten die Innenrenovierung ab. Im Oktober 1983 erstrahlte die Kirche in neuem Glanz.

Am 22.10.1987 wurde die neue Orgel geweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Mit ihren 36 Registern und drei Manualen erklingt die Orgel nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch bei den jährlich stattfindenden Orgelkonzerten.
Unter Pfarrer Tilmann Haag entstand in den 80iger Jahren auch das neue Pfarrzentrum mit Kindergarten und geräumigem Pfarrheim. In den Jahren 2013 und 2014 wurde das Pfarrhaus umgebaut und renoviert. Das Gebäude aus dem Jahre 1775 ist im Barockstil erbaut und steht unter Denkmalschutz. Seit Dezember 2013 ist Hermann Zangerle der hauptamtliche Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Lebach.
Zum Pfingstfest 2017 wurde ein neues Kirchenportal eingebaut; dabei wurden die früheren Beschläge und die bleiverglasten Ornamentfenster noch verwendet. Das neue Portal lehnt sich stark an die ursprüngliche Form aus der Erbauerzeit Ende des 19. Jahrhunderts an.

Eingestürzter Turm

eingestürzter Kirchturm 1895; Archiv Egon Gross
Lebacher Mayer-Orgel

Lebacher Mayer-Orgel; Foto: W. Steffen
Portal 2017

neues Kirchenportal 2017; Foto: Dieter Lorig

Kirche
Kirche

Markantes Wahrzeichen der Lebacher Innenstadt: die katholische Pfarrkirche; beide Fotos: W. Steffen

Dieser Text wurde von mir im Jahr 2017 für die kleine Festschrift "30 Jahre Lebacher-Mayer-Orgel" geschrieben.

Quellen:
1) Johannes Dillinger: Von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert – Die Geschichte der Stadt Lebach. Dillingen: Krüger Druck und Verlag GmbH, 2016
2) Klaus Groß: Die Pfarrkirche zu Lebach, kleiner Kirchenführer als Faltblatt, 1992.
3) Karl Kiefer: Aus der Geschichte der Pfarrei Lebach. In: Festschrift „1000 Jahre Pfarrei Lebach“. Lebach, 1950, S. 11–17
4) Benno Müller: Das barocke Pfarrhaus in Lebach, Kalenderblatt Dezember 2008. In: Historischer Kalender Lebach, 2008
5) Benno Müller: Katasteramt Lebach, Kalenderblatt Oktober 1997. In: Lebacher Historischer Kalender, 1997
6) Albert Wagner: Katholische Pfarrkirche Lebach, Kalenderblatt Juni 2009. In: Historischer Kalender Lebach, Lebach, 2009
7) Pfarreiengemeinschaft Lebach: Geschichte der Pfarrkirche Lebach. http://www.pg-lebach.de/wir-ueber-uns/unsere-kirchen/lebach.html [Stand: 07.04.2017]
8) Josef Theobald (2015): Die Christianisierung der Saargegend. http://rodena.org/die-christianisierung-der-saargegend [Stand: 07.04.2017]