Der Name Fossil, vom Lateinischen fossilis
= ausgegraben abgeleitet, wurde durch den Arzt und Bergmann Georgius
Agricola (1494 - 1555) eingeführt. Zur damaligen Zeit verstand man
darunter nicht nur Reste von Organismen, sondern alles "beim Graben"
gefundene, also auch Minerale, Kohlen, Erze und anderes. Erst am Ende
des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff auf die Überreste von Lebewesen
aus der geologischen Vergangenheit beschränkt.
Die erste relativ zutreffende These über die Herkunft der Fossilien
reicht ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurück: Griechische Gelehrte, z.B.
Pythagoras oder Herodot, interpretierten die versteinerten Muscheln und
die Abdrücke von Fischen als Reste von Organismen, die einmal im Meer
gelebt haben mussten! Da sie nun im Binnenland gefunden wurden, konnte
das Meer nicht immer seine gegenwärtigen Grenzen gehabt haben.
Im Mittelalter erkannten nur wenige Menschen, dass Versteinerungen
keine Naturspiele oder "Zeugen der Sintflut", sondern die Überreste
vorzeitlicher Pflanzen und Tiere darstellen. Das mittelalterliche
Abendland, erschüttert von Seuchen und Kriegen, hatte andere Probleme,
als die Herkunft der Fossilien zu klären.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde allmählich klar, dass die Erde
viele Millionen Jahre alt sein muss. Charles Darwin formulierte 1859 in
seiner berühmten Schrift "Über die Entstehung der Arten" die
Evolutionstheorie, nach der sich die Arten im Laufe der Zeit allmählich
verändern. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn in alten Erdschichten
Reste längst ausgestorbener Lebewesen gefunden werden.
Wie sah es in Lebach vor ca. 260
Millionen Jahren, in der
Zeit des Perm
aus? Versteinerte Lebewesen, die u.a. 1992 bei Gresaubach gefunden
wurden,
geben darüber Auskunft.
Vor
260 Millionen Jahren lag unsere kontinentale Platte in der Nähe des
Äquators. Im Laufe von Jahrmillionen verschieben sich sich nämlich
die kontinentalen Platten. Es herrschte ein tropisch-feuchtes Klima, in
dem sich eine urwaldartige Landschaft mit Schachtelhalmen,
Farngewächsen
und den Vorläufern der heutigen Nadelbäume entwickelte. Im Bereich
Rümmelbach-Gresaubach wurde ein Abdruck des ältesten Nadelgehölzes
gefunden, der in den sechziger Jahren auf einer Briefmarke der DDR
abgebildet
wurde (siehe nebenstehendes Bild). Nach dem Fundort wurde das
Nadelgehölz
"Lebachia speciosa" genannt.
Immer wieder entstanden in der von Flüssen und Seen durchzogenen
Landschaft weitflächige Moore mit mächtigen Torfablagerungen,
die sich unter der Gebirgslast späterer Ablagerungen zu Steinkohle
verfestigten.
In Lebach-Gresaubach wurden Fossilien all dieser Tiere gefunden. Die Schichten aus Ton, Schiefer oder Kalk wurden millimeterweise abgetragen und auf Fossilien untersucht. Das Bergen der Platten war recht aufwendig. Man versuchte, möglichst große Platten an einem Stück zu bergen. Gebrochene Platten können aber auch wieder zusammengeklebt werden. Zeitraubend ist schließlich das Freilegen der Fossilien. Diese sind teilweise noch so gut erhalten, dass Hautreste bei Fischen oder einzelne Fühler bei Krebsen erkennbar sind. In Gresaubach wurde eine Platte geborgen, die auf einer Fläche von 2 m2 ca. 40 Fossilien enthielt. Dies verdeutlicht, wie reichhaltig das Leben im See damals war.
Das Bild zeigt die großen Schuppen und die tief eingeschnittene Schwanzflosse des Amblyterus latus oder Schmelzschuppers. Die Rücken- und Bauchflosse ist dreieckig und höher als lang. (Sammlung Egon Groß, Lebach)
Auch wenn das Permzeitalter für uns unvorstellbar weit zurückliegt und es damals weder Vögel noch Säugetiere gab, so verdeutlichen diese Fossilienfunde dennoch, wie reichhaltig das Leben vor 260.000.000 Jahren in unserer Region war. Präparierte Funde sind zu besichtigen im Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim-Grethen.
"Lebacher Eier"
Eine Besonderheit für den Lebacher Raum
sind kugelförmig gebildete
Erzknollen, die im Volksmund als "Lebacher Eier" oder "Lebacher
Knollen" bezeichnet wurden. Geologisch gehören die Lebacher Eier in die
Zeit des Perm, dessen Beginn etwa 240 Millionen Jahre zurückliegt. Die
Knollen entstanden wahrscheinlich während der Verlandungsphase des
Rümmelbach-Sees, der sich vor ca. 280 Millionen Jahren von Lebach bis
Bad Kreuznach erstreckte. Im sanken verendete niedere Tiere oder
Pflanzen zu Boden und begannen unter Luftabschluss zu faulen. Die
freiwerdenden Schwefelwasserstoffe zogen Eisensalze an, die sich von
allen Seiten her dem faulenden Kern anlagerten. Dabei entstanden
kugelige Formen verschiedener Größe. Im Laufe der Zeit deckten feine
Schwemmstoffe die Knollen zu. Ursprünglich waren die Knollen kugelrund,
als im Laufe der Jahrmillionen die über ihnen liegenden Schichten immer
mächtiger wurden, verformten sie sich unter dem gewaltigen Druck und
nahmen diskusförmige Gestalt an.
Neben pflanzlichen Resten haben sich in den Knollen tierische Reste
erhalten, die einen guten Einblick in die Lebensformen des
Permzeitalters erlauben. Skelettteile von Lurchen und Fischen kommen
vor, auch solche von Sauriern, die damals allerdings erst armlang waren.
Als sich gegen Anfang des vorigen Jahrhunderts die bis dahin bekannten
Eisenerzlager an der Saar erschöpften, begann im ganzen Land ein
emsiges Suchen nach neuen Vorkommen. Um diese Zeit beutete man vor
allem die in der Lebacher Gegend vorhandenen Lager aus. Das Werk in St.
Ingbert sowie die Hütte in Dillingen haben sich lange Zeit ganz auf
diese Erzbasis gestützt.
Die Stadt Lebach hat im Ortsteil Rümmelbach den "Haifischpfad "
angelegt. Der 3,5 km lange Wanderweg bietet viele Schautafeln zu den
Lebacher Knollen, den Tieren im früheren Rümmelbach-See und zur
früheren saarländischen Eisenindustrie.
Die Wälder mit ihren riesigen Bäumen produzierten große Mengen pflanzlicher Substanz. Die Bäume stürzten leicht zusammen, blieben liegen oder versanken im Schlamm und verwandelten sich unter Luftabschluss zunächst zu Torf, dann zu Braunkohle und schließlich - unter der Last von 1000 m Deckgebirge - zu Steinkohle. Dieser Vorgang der "Kohlewerdung" wird als Inkohlung bezeichnet. Im Abraum auf den Bergehalden der ehemaligen Gruben findet man immer wieder Steine mit versteinerten Pflanzen.